In den letzten 30 Jahren hat an Grundschulen im Kreis Kleve (wie anderswo auch) ein Paradigmenwechsel stattgefunden: Vor 30 Jahren bewältigte ein Großteil der Kinder ihren Schulweg selbstständig oder zumindest angeleitet zu Fuß. Inzwischen wird ein großer Teil der Kinder von ihren Eltern mit dem Auto zur Schule gefahren.

Mehrere Auswertungen von den letztjährigen Dienstbesprechungen für die FachlehrerInnen für Verkehrserziehung zeigen auf, dass an etwa 50% der Grundschulen im Kreis Kleve das morgendliche Verkehrsaufkommen als problembehaftet betrachtet wird. (Hier geht es um die Problemstellung an Grundschulen. Leider sieht die Lage an weiterführenden Schulen keineswegs besser aus.)

Der folgende Artikel zeigt die Ursachen dieser Entwicklung auf und weist auf Möglichkeiten der Abhilfe hin.

 

Was sind die Ursachen des Problems?

Was ist das Problem?

Warum sind Schulen unterschiedlich betroffen?

Lösungsansätze

 

 

Was sind die Ursachen des Problems?

Viele Gründe kommen zusammen und verstärken sich gegenseitig.

Die Schulbezirke wurden aufgelöst, weswegen der durchschnittliche Schulweg heute etwas länger ist als früher, als die Kinder bei der nächstgelegenen Grundschule einzuschulen waren.

Eltern haben Angst, dass ihr Kind auf dem Schulweg belästigt werden könnten und empfinden Schulwege häufig als unsicher. Das Wetter, Bequemlichkeit und die Sorge, dass ihr Kind als Fußgänger von Verkehrsunfällen betroffen sein könnte, sind weitere Gründe.

Es gibt im Vergleich zu vor 30 Jahren das Phänomen, dass sich beim Erziehungsverhalten die erzieherische Funktion von Eltern ihren Kinder gegenüber in Richtung einer Service-Dienstleistungshaltung verschoben hat. Manche Eltern bereiten ihre Kinder dadurch nicht auf die Herausforderungen des Lebens vor, sondern mähen selbst alle tatsächlichen oder potentiellen Hindernisse nieder.

Auch Erziehungsstile, die durch Überbehütung und zu exzessiver Einmischung in die Angelegenheiten des Kindes charakterisiert werden, verschärfen die Problematik im Vergleich zu vor dreißig Jahren.

Aber natürlich gibt es auch die Kinder, die 1,9 km von der Schule entfernt wohnen und nur dann ein Schoko-Ticket bekämen, wenn es 2 km wären.

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Was ist das Problem?

Kinder, die den Schulweg selbstständig absolvieren, lernen verkehrsgerechtes Verhalten - Voraussetzung ist, dass die Eltern im ersten Schuljahr mit ihren Kindern den Schulweg geübt haben. So werden sie zu souveränen Verkehrsteilnehmern. Viele Kinder lernen dadurch, dass sie morgens mit dem Auto zur Schule gefahren werden, kein verkehrsgerechtes Verhalten mehr.

Leider kommt hinzu, dass sich an zahlreichen Schulen der morgendliche Hol- und Bringverkehr durch zahlreiche, gravierende und bewusste Missachtungen von Verkehrsregeln durch die Eltern auszeichnet. Tatsächlich lernen die Kinder dann also erschwerend zum vorangegangenen Aspekt das Gegenteil verkehrsgerechten Verhaltens.

Aus Sicht der Unfallstatistik ist die Mitfahrt im Pkw für Kinder von sechs bis neun Jahren gefährlicher als die Fortbewegung mit jedem anderen Verkehrsmittel.

Inzwischen haben zahlreiche Untersuchungen die positiven Effekte eines täglichen Schulwegs zu Fuß nachgewiesen: Bessere Konzentration im Unterricht, gesteigerte körperliche Fitness und größere Selbstständigkeit sind hier die Stichwörter.

Und wenn sich auch manche morgendliche PKW-Fahrt zur Schule beim besten Willen nicht vermeiden lassen wird: Viele Kinder, die täglich zur Schule chauffiert werden, wohnen nur wenige 100 Meter entfernt.

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Warum sind Schulen unterschiedlich betroffen?

Zweizügige Grundschulen können eher wenig, dreizügige Schulen eher mehr betroffen sein: Je höher die Schülerzahl, desto höher meist auch der Prozentsatz von mit dem Auto zur Schule gebrachten Kindern.

Zudem beeinflusst die Lage einer Grundschule das Problem: Hat die Schule nur einen zentralen Eingang, oder gibt es mehrere Eingänge, die über verschiedene Straßen angefahren werden können? 

Fängt der Unterricht in allen Klassen z.B. um 08:00 Uhr an oder gibt es einen "offenen Anfang" zwischen 08:00 und 08:15 Uhr?

Wurden bereits Maßnahmen unternommen, um das Problem einzudämmen (siehe unten, z.B. Hol- und Bringzonen)?

Zudem gilt zu differenzieren: Häufig sind die frühmorgendlichen Bringverkehre eher das Problem als die mittäglichen Holverkehre, da die Kinder meistens morgens alle zur gleichen Zeit an der Schule sein müssen, mittags aber zu unterschiedlichen Zeiten abgeholt werden.

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Lösungsansätze

Es gibt nicht die Lösung, die an jeder Schule immer funktioniert. Es folgen mögliche Ansätze. Eine tiefgehende Analyse und Zusammenarbeit zwischen Elternpflegschaft, Schule, Polizei, Gemeinde (Ordnungsamt) und ggf. Verkehrswacht sind notwendig. Auch der schulfachliche Berater kann Ansprechpartner sein! Auf unserer Internetseite können Sie mit Polzei, Verkehrswacht und/oder dem schulfachlichen Berater Kontakt aufnehmen.

 

Problem identifzieren

Gibt es an unserer Schule problematische morgendliche Hol- und Bringverkehre? Empfinden das alle so (Schulleitung, Kollegium, Eltern- und Schülerschaft, der Bezirksdienst der Polizei?)

 

Für das Problem sensibilisieren

An Schulen im Kreis Kleve gab es Aktionen wie diese: Morgens vor der Schule liegt ein Kinderfahrrad auf der Straße, daneben Krankenwagen/Polizei mit Blaulicht. Der Schreck, der Eltern und Kindern (obwohl sie wissen, dass es sich um eine Übung handelt)  in die Glieder fährt, dient als Impuls, um Eltern für die Verkehrssituation vor Ort und um Kinder für die Gefahren des Straßenverkehrs zu sensibilisieren.

Die Polizisten der Verkehrsunfallprävention sensibilisieren auf allen Elternabenden der "neuen" Erstklässler für die Problematik. Wichtig wäre es, dass die KlassenlehrerInnen auf jedem Elternabend in den späteren Klassen auch für das Thema sensibilisieren. Schulpost und Elternbriefe können die Eltern erreichen, die zu solchen Terminen nicht kommen. Darüber hinaus ist das persönliche Gespräch, z.B. beim Elternsprechtag, eine weitere Möglichkeit.

Eltern können auch durch ihre Kinder für das Problem sensibilisiert werden (siehe Aktionen, unten).

 

Mögliche Aktionen, um das Verkehrsaufkommen zu reduzieren

Verschiedene Aktionen im Kreis Kleve wurden bereits mit unterschiedlichem Erfolg ausprobiert/umgesetzt:

Schulen unterstützen Elterninitiativen bei der Organisation von " Walking Busses " - Eltern begleiten viele Kinder auf ihrem morgendlichen Schulweg, indem sie sie nacheinander zu Hause abholen und die Gruppe somit immer größer wird.

Schulen richten "Hol- und Bringzonen" ein. Eltern bringen ihre Kinder nach wie vor mit dem Auto, fahren aber nur bis zu der 300-500 Meter von der Schule entfernten Zone. Von dort laufen die Kinder zu Fuß zur Schule.

Schulen organisieren Verstärkerpläne wie "Verkehrszähmer" : Kinder, die zu Fuß zur Schule kommen, werden verstärkt/motiviert/"belohnt".

In Zusammenarbeit mit der Gemeinde werden Park-/Halteverbotszonen eingerichtet.

In Zusammenarbeit mit den Polizeibeamten der Verkehrsunfallprävention verteilen Kinder morgens Briefe an die Eltern, die mit dem Auto kommen, und sensibilisieren sie so für die Problematik.

In Zusammenarbeit mit den Polizeibeamten der Bezirksdienste oder mit dem Ordnungsamt wird verstärkt kontrolliert.

Ganz gleich, was man davon konkret umsetzen möchte oder kann: Die Eltern müssen immer angemessen, hinreichend und dauerhaft informiert werden. Die großen Themen sind "Gefahren im Straßenverkehr" und "Schulweg/Elterntaxi". Optimalerweise nutzt man den ersten Elternabend aller Schulneulinge, der üblicherweise vor den Sommerferien statt findet. Hier hat man die leider häufig einmalige Chance der gleichzeitigen Anwesenheit fast alle Eltern. Es hat sich an vielen Schulen im Kreis Kleve als ungeheuer gewinnbringend erwiesen, wenn man den zuständigen Polizeibeamten der Verkehrsunfallprävention dazu bittet, damit dieser sich an die Eltern wenden kann - zur Kontaktaufnahme siehe hier . Daneben sollten diese Themen auch auf jedem Elternpflegschaftsabend im zweiten bis vierten Schuljahr von der zuständigen Klassenlehrerin angesprochen werden.

 

Für weitere Informationen klicken Sie den entsprechenden Reiter unter "Grundschule" oder schauen auf der Linkseite.

 

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